Station 3 - Glockenturm und Spritzenhaus
Auf dem Dorfplatz direkt neben dem alten Feuerwehrhaus befindet sich der Glockenstuhl von Stuckenborstel. Sein Vorvorgänger stand auf der Westseite des Schulhofes, die Glocke am Turm musste jedoch wieder an die Ansgari-Kirchengemeinde in Bremen zurückgegeben werden. Daher wurde im Jahre 1950 ein neuer Glockenstuhl errichtet dessen Glocke vom Feuerschiff II „Norderney“ stammt. Rudolf Oehlerich, damals wohnhaft in der Stuckenborsteler Heide, fertigte den Klöppel an und schlug sein Zeichen R.O. (Rudi Oehlerich) ein. Aber auch dieser Glockenstuhl wurde 1987 abgerissen und durch einen neuen ersetzt, der ebenfalls nach einem Jahr nicht mehr genutzt werden durfte, da er beim Läuten angeblich wackelte.
Fast fünf Jahre lang wurde in Stuckenborstel nicht geläutet, was zahlreiche Stuckenborsteler Bürger bekümmerte. *)
Erst nach langen Verhandlungen und Nachbesserungen ertönte am 24. März 1992 wieder die Glocke vom Feuerschiff.
Damals diente das Läuten dazu, den Tagesablauf zu regeln. Auch wenn sich dieser mittlerweile geändert hat, erklingt die Glocke immer noch zu den gleichen Zeiten: An jedem Wochentag (Montag bis Sonnabend) wird die Glocke um 11.30 Uhr geläutet. In den Sommermonaten von Mai bis Oktober erklingt sie zusätzlich um 18.00 am Abend. Am Sonntagmorgen erinnert sie um 9.00 Uhr an den Kirchenbesuch und die ersten Minuten des neuen Jahres werden ebenfalls durch sie eingeläutet. Sollte sie außer der Reihe morgens um 9.00 Uhr im Einsatz sein, ist jemand aus dem Dorf verstorben.
Die letzte Glöcknerin war Lydia Lindes, die die Glocke ganze 40 Jahre, von 1967 bis 2008 per Hand erklingen ließ. Sie war in all diesen Jahrzehnten aus der Dorfgemeinschaft nicht wegzudenken und hat sich in vorbildlicher Weise täglich für die Allgemeinheit eingesetzt, bis sie aus Altersgründen diesen ehrenamtlichen Dienst nicht mehr leisten konnte. Da sich kein Nachfolger fand ist heute ein mechanisches Läutwerk im Einsatz, so dass die letzte alte Tradition Stuckenborstels, die in der weiten Umgebung einmalig war, mittlerweile beendet ist. Frau Lindes verstarb 2013 im Alter von 91 Jahren.
Das Spritzenhaus auf dem heutigen Dorfplatz war von 1902 bis 1976 das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr von Stuckenborstel. Im Zuge des Dorferneuerungsprogrammes wurde es 2011 saniert. Es wird heute gerne von Radfahrern als Unterstand und Informationspunkt genutzt und dient im Rahmen des jährlich stattfindenden Musikalischen Adventskranzes als Veranstaltungsort.
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Die stumme Glocke
(frei nach Friedrich von Schiller)
Gedicht von Inge-Lore Jäger aus Stuckenborstel zum Stillstand der Glocke, Februar 1988
Welch freundliches Klingen viele Jahr
ertönte im Dorf, so hell und klar,
zur Mittagszeit, oder wenn es Abend war,
erklang unsere Glocke so wunderbar.
Doch plötzlich war der Glockenstuhl verkehrt,
weil ohne Statik, das geht heut nicht mehr.
Der Sottrumer Gemeinderat tat sich schwer,
doch, ein neuer Glockenstuhl muss her!
Lange Zeit warteten wir nun schon,
bis endlich wurden wir belohnt.
Wenn auch die Glocke gab einen anderen Ton.
Nur - dann schwieg sie wieder, welch ein Hohn!
Wie konnte das denn bloß geschehen?!
Der Glockenstuhl wackelt, habt Ihr gesehen?
Die Statik fehlt, mann muss es gestehen!
Dem Amtsschimmel die Tränen in den Augen stehen!
Presseschau
Glocke versieht wieder Dienst, Weser-Kurier, 21. April 2012
Zeit der Stille hat bald ein Ende, Rotenburger Kreiszeitung, 8. November 2011
Was macht eigentlich Lydia Lindes? Rotenburger Rundschau, 6. August 2009
Lydia Lindes sucht Nachfolger, Rotenburger Rundschau, 18. August 2008
Lydia Lindes seit 40 Jahren, Rotenburger Rundschau, 24. März 2007